Junge Erwachsene zwischen Jugendhilfe und Selbstständigkeit: Wie gelingt der Übergang?

Der Schritt von der betreuten Jugendhilfe in die Selbstständigkeit stellt junge Erwachsene vor besondere Herausforderungen, die professionelle Begleitung erfordern.

Junge Menschen, die in Betreuungseinrichtungen aufgewachsen sind, stehen beim Übergang ins Erwachsenenleben vor besonderen Hürden. Während Gleichaltrige auf familiäre Unterstützung zurückgreifen können, müssen sie den Schritt in die Verselbstständigung oft allein bewältigen. Mangelnde Lebenserfahrung, fehlende soziale Netzwerke und unzureichende praktische Fähigkeiten erschweren diesen Prozess zusätzlich.

Der Übergang ins Erwachsenenleben stellt für junge Menschen aus der Jugendhilfe eine besondere Herausforderung dar. Die LIFE Jugendhilfe Bochum hat über drei Jahrzehnte Erfahrung in der Begleitung junger Erwachsener bei diesem kritischen Lebensabschnitt gesammelt. Durch speziell entwickelte Programme und individuelle Betreuungsansätze werden die jungen Menschen schrittweise auf ein eigenständiges Leben vorbereitet. Die Begleitung umfasst sowohl praktische Fertigkeiten als auch emotionale Unterstützung während der schwierigen Übergangsphase.

Die besonderen Herausforderungen beim Erwachsenwerden

Mit 18 Jahren plötzlich auf sich gestellt zu sein – das klingt für viele nach Freiheit. Für junge Erwachsene aus Betreuungseinrichtungen bedeutet es oft das Gegenteil. Während ihre Altersgenossen noch bei den Eltern wohnen, ihre Wäsche gewaschen bekommen und bei Problemen um Rat fragen können, stehen sie meist völlig allein da.

Die Realität sieht dann so aus: Da ist der erste eigene Mietvertrag, bei dem man nicht weiß, worauf zu achten ist. Da sind Rechnungen, die bezahlt werden müssen, obwohl das Geld knapp ist. Und da sind Behördenbriefe, die man nicht versteht. Was für andere selbstverständlich ist – mal schnell die Eltern anrufen und fragen – funktioniert hier nicht.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele dieser jungen Menschen bereits einiges durchgemacht haben. Traumatische Erfahrungen wirken nach. Bindungsstörungen machen es schwer, anderen zu vertrauen. Psychische Belastungen können gerade in stressigen Situationen wieder aufbrechen.

Wenn das Gesetz zur Falle wird

Das Kinder- und Jugendhilfegesetz ist eigentlich gut gemeint. Doch für viele Betroffene wird der 18. Geburtstag zum Stichtag, an dem plötzlich alles anders ist. Die Betreuung endet – oft von einem Tag auf den anderen. Zwar gibt es theoretisch die Möglichkeit, Hilfe für junge Volljährige zu beantragen. Praktisch scheitert das aber häufig.

Zum einen kennen viele ihre Rechte nicht. Zum anderen ist der bürokratische Aufwand enorm. Anträge müssen gestellt, Termine wahrgenommen und Fristen eingehalten werden. Wer dabei Fehler macht, fällt schnell durchs Raster. Das Ergebnis sind junge Menschen, die eigentlich noch Unterstützung bräuchten, aber plötzlich völlig auf sich gestellt sind.

Praktische Kompetenzen für das selbstständige Leben entwickeln

Kochen, putzen, einkaufen – was banal klingt, kann zur großen Hürde werden. Wer nie gelernt hat, wie man ein Budget aufstellt, steht schnell vor leeren Taschen. Wer nicht weiß, wie Verträge funktionieren, tappt leicht in Kostenfallen. Die Verselbstständigung braucht deshalb Zeit und Übung.

Besonders tückisch ist der Umgang mit Geld. Das erste eigene Einkommen wirkt oft größer, als es ist. Miete, Strom, Versicherungen – plötzlich sind da viele Ausgaben, die man vorher nicht hatte. Ohne Erfahrung mit Budgetplanung landet man schnell in den roten Zahlen. Schulden in jungen Jahren können das ganze Leben belasten.

Auch die berufliche Zukunft muss geplant werden. Einen Ausbildungsplatz finden, Bewerbungen schreiben, Vorstellungsgespräche meistern – all das will gelernt sein. Ohne jemanden, der einem dabei hilft, ist es schwer, den richtigen Weg zu finden.

Freunde finden ist nicht einfach

Stabile Beziehungen aufzubauen, fällt vielen schwer. Wer schon früh enttäuscht wurde, entwickelt oft Misstrauen. Neue Leute kennenzulernen, ist dann eine echte Herausforderung. Dabei sind Freunde und Partner gerade in dieser Lebensphase besonders wichtig.

Die sozialen Kompetenzen, die für Beziehungen nötig sind, haben viele nie richtig gelernt. Wie löst man Konflikte? Wie geht man Kompromisse ein? Wie vertraut man anderen? Das alles muss oft mühsam nachgeholt werden.

LIFE Jugendhilfe: Begleitung beim Übergang ins Erwachsenenleben

Die LIFE Jugendhilfe hat erkannt, dass der Übergang fließend sein muss. Statt am 18. Geburtstag einfach aufzuhören, beginnt die Vorbereitung auf das Erwachsenenleben schon viel früher. In den Standprojekten lernen die Jugendlichen nach und nach, Verantwortung zu übernehmen.

Das fängt bei kleinen Dingen an: Selbst kochen, das eigene Zimmer sauber halten, pünktlich zu Terminen erscheinen. Später kommen größere Aufgaben dazu. Einen Nebenjob suchen, mit dem ersten eigenen Geld haushalten, Behördengänge allein erledigen. So entsteht langsam Selbstvertrauen.

Wichtig ist dabei, dass jeder sein eigenes Tempo haben darf. Manche sind früh sehr selbstständig, andere brauchen länger. Die Betreuer schauen genau hin und passen ihre Unterstützung entsprechend an.

Nach dem 18. Geburtstag ist dann nicht einfach Schluss. Die ambulante Nachbetreuung läuft weiter, oft über Jahre. So haben die jungen Erwachsenen jemanden, den sie anrufen können, wenn Probleme auftauchen. Das gibt Sicherheit und verhindert, dass kleine Schwierigkeiten zu großen Krisen werden.

Jeder Fall ist anders

Was bei einem funktioniert, kann beim anderen völlig falsch sein. Deshalb entwickelt die LIFE Jugendhilfe für jeden Jugendlichen einen eigenen Plan. Der eine braucht vor allem praktische Hilfe beim Übergang in die Berufswelt. Der andere muss erst lernen, mit anderen Menschen umzugehen.

Diese individuellen Pläne werden regelmäßig überprüft. Hat sich etwas verändert? Sind neue Probleme aufgetaucht? Dann wird nachjustiert. Ziel ist immer, die jungen Menschen weder zu über- noch zu unterfordern.

Soziale Unterstützung als Erfolgsfaktor

Ein stabiles Umfeld macht den Unterschied. Die LIFE Jugendhilfe Erfahrungen zeigen das immer wieder: Wer Menschen hat, auf die er sich verlassen kann, kommt besser durchs Leben. Deshalb gehört zur Betreuung auch, beim Aufbau sozialer Kontakte zu helfen.

Das können gemeinsame Aktivitäten sein oder die Vermittlung in Sportvereine. Manchmal hilft auch der Kontakt zu anderen jungen Erwachsenen, die Ähnliches durchgemacht haben. Zu merken, dass man nicht allein ist mit seinen Problemen, kann sehr entlastend sein.

Besonders wertvoll sind langfristige Beziehungen. Manche der jungen Menschen stehen auch Jahre später noch in Kontakt zu ihren ehemaligen Betreuern. Diese sind zu einer Art Ersatzfamilie geworden – Menschen, die da sind, wenn es schwierig wird.

Wenn’s mal nicht läuft

Rückschläge gehören dazu. Das erste Mal arbeitslos zu werden, eine Beziehung zu beenden oder mit Geld nicht hinzukommen – das passiert jedem mal. Wichtig ist, dass die jungen Menschen lernen, mit solchen Situationen umzugehen.

Die Betreuer stehen dann zur Verfügung, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Aber sie nehmen nicht alles ab. Schließlich sollen die jungen Erwachsenen lernen, ihre Probleme selbst zu lösen.

Bei der Krisenbegleitung kommt es auf verschiedene Dinge an:

  • Schnell erreichbar sein, wenn’s brennt
  • Gemeinsam schauen, was schiefgelaufen ist
  • Konkrete nächste Schritte planen
  • Das Selbstvertrauen stärken

Langfristige Perspektiven und Nachhaltigkeit

Am Ende soll ein stabiles, selbstbestimmtes Leben stehen. Die jungen Menschen sollen nicht nur irgendwie über die Runden kommen, sondern wirklich ankommen im Leben. Das bedeutet: einen Beruf haben, der einem liegt. Beziehungen führen, die einen stärken. Teilhaben an der Gesellschaft.

Die Zahlen sprechen für sich: Viele der ehemaligen Betreuten haben heute eigene Familien, sind beruflich erfolgreich und stehen fest im Leben. Manche arbeiten sogar selbst in sozialen Berufen und helfen anderen dabei, ihren Weg zu finden.

Das zeigt: Mit der richtigen Unterstützung kann auch aus schwierigen Anfängen etwas Gutes werden. Der Übergang ins Erwachsenenleben ist für junge Menschen aus Betreuungseinrichtungen zwar besonders herausfordernd, aber definitiv zu schaffen. Die soziale Unterstützung macht dabei oft den entscheidenden Unterschied – das belegen die langjährigen Erfahrungen der LIFE Jugendhilfe eindrucksvoll.